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RZ Neuwied/Linz

Demo in Bonn: Bahnlärm-Gegner dreschen auf die Regierung ein

Demo in Bonn: Bahnlärm-Gegner dreschen auf die Regierung ein

Bonn – „Bahnlärm ist kein Meeresrauschen” – mit diesem und anderen Slogan haben in Bonn gestern Hunderte Menschen gegen ratternde Güterzüge demonstriert. Zu der von der Interessengemeinschaft „Schutz gegen Bahnlärm und Erschütterungen Bad Hönningen” organisierten Veranstaltung waren Mitstreiter aus dem gesamten Rheintal in die Bundesstadt gereist:

Bonn – „Bahnlärm ist kein Meeresrauschen” – mit diesem und anderen Slogan haben in Bonn gestern Hunderte Menschen gegen ratternde Güterzüge demonstriert. Zu der von der Interessengemeinschaft „Schutz gegen Bahnlärm und Erschütterungen Bad Hönningen” organisierten Veranstaltung waren Mitstreiter aus dem gesamten Rheintal in die Bundesstadt gereist:

Von unserem Mitarbeiter Thomas Kölsch

Neben Vertretern aus Linz, Bad Honnef, Weißenthurm und Königswinter gab es sogar Teilnehmer aus dem Breisgau und aus Düsseldorf. Dazu gesellten sich Vertreter von SPD und Grünen.

Mit Trillerpfeifen, Transparenten und Sprechchören zogen die Demonstranten, die sich um 15 Uhr passenderweise vor dem Bonner Hauptbahnhof versammelt hatten, durch die Innenstadt, um sich schließlich auf dem Marktplatz zu einer Kundgebung zu versammeln.

Auf dieser wurde mit teils harten Bandagen gekämpft. Vor allem Franz Breitenbach von der BI Bad Hönningen erklärte der Deutschen Bahn und der Bundesregierung gewissermaßen den Krieg: „Wer meine Familie angreift, meine Gesundheit, meine Heimat, mein Eigentum, der ist mein Feind”, wetterte er und wertete den Bahnlärm als vorsätzliche Körperverletzung und eine „neue Form der Folter, die zu Wahnsinn führt”.

Der Bahn warf er Verbrechen gegen das Grundgesetz vor, Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) das Brechen seines Amtseides. Zumal der bereits jetzt problematische Zustand sich nach der Öffnung des St. Gotthard-Tunnels und dem damit verfügbaren Frachtkorridor zwischen Antwerpen und Genua noch verschlimmern könnte. Daher suchte Breitenbach den Schulterschluss mit der Lokalpolitik und forderte unter anderem den Umbau der Güterwaggons auf ein leiseres Fahrwerk und eine Emissionsobergrenze für die Deutsche Bahn.

Diese Vorschläge nahm Bonns Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD), der mit einer flammenden und von den Demonstranten begeistert angenommenen Rede den Bundestagswahlkampf eröffnete, gerne auf: Wortgewaltig und lautstark erklärte er, dass man nicht bereit sei, sich ohnmächtig einer krank machenden Politik zu beugen, die Lobbyarbeit für die Deutsche Bahn erledige.

Massiv beklagte er, dass die SPD-geführten Länder keine Gelder für Lärm reduzierende Projekte erhielten und die Rheinschifffahrt geschwächt statt gestärkt würde. „Ramsauer bläst damit zum politischen Angriff auf unsere Region”, erklärte Nimptsch – und blies zurück: „Die Bundestagswahl 2013 soll im Rheintal entschieden werden.”

Gemäßigte Töne schlug dagegen der Landrat des Rhein-Sieg-Kreises, Frithjof Kühn (CDU), an. Immer wieder propagierte er Sachlichkeit und erklärte, dass etwa mit so genannten Flüsterbremsen ja erste Anfänge einer Lösung zu erkennen seien, auch wenn diese noch zu langsam käme.

Dennoch dürfe man niemanden in eine Ecke stellen, sagte der Christdemokrat mit Blick auf die Diskussion um Verkehrsminister Ramsauer. Nicht bei allen Demonstranten kam diese Zurückhaltung gut an: Ab und zu schallten Buh-Rufe über den Platz.

Schließlich stellte sich auch die evangelische Kirche hinter die Proteste. Dr. Sigurd Rink, Propst für Süd-Nassau, überbrachte die Unterstützung seiner Synode und stürzte sich dann in eine Betrachtung der schwindenden Rhein-Idylle, die mehr und mehr zu einer „verlärmten Hölle” werde.

Manche Ortschaften würden derzeit sogar aussterben, so wie etwa Kaub am Mittelrhein. „Stille ist ein elementares Menschenrecht”, sagte Rink und forderte von der Bahn, „auch in die Verbesserung der Lebensbedingungen zu investieren.” Die betroffenen Anwohner der Bahnstrecken müssten „kurz-, mittel- und langfristig spürbare Entlastung erfahren.” Ein Anliegen, das alle Demonstranten eint. Und das, wie Franz Breitenbach erklärte, im Notfall auch in Berlin direkt vorgetragen werden würde. Denn die letzte Demonstration dieser Art war die in Bonn noch lange nicht.

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